Homepage des Künstlers: http://www.sibleyfineart.com
Haare oder Fell zeichnen – Eine Einführung – Anleitung von Mike Sibley
Da ich häufig Hunde zeichne bekomme ich öfter Anfragen wie man Haare oder Fell zeichnet. Diese anscheinend einfache Übung ist in Wahrheit eine schwierige Aufgabenstellung. Da jeder Künstler seine eigene Art und Weise hat dieses Problem zu lösen, kann ich Ihnen nur meinen Weg zeigen, bzw. die Techniken zeigen die ich meist verwende, aber nicht alles wird in diesen Artikel passen.
Sehen heißt glauben, aber glauben Sie nicht alles was Sie sehen…
Damit soll gesagt sein es gibt verschieden einfache Varianten die die Illusion von Haar erzeugen und den Anschein von mehr Details erzeugen als wirklich vorhanden sind. Es gibt unterschiedliche Detailstufen auf die Sie Ihre Zeichnung bringen können. Sie können sich zum Beispiel auf eine dreidimensionale Form konzentrieren die durchscheinen soll und dann Stück für Stück die soliden Schatten und Formen mit Haar und Textur zu überlagern. Verwenden Sie die Haare und das darauffallende Licht um die darunterliegende Form zu definieren.
Jede mögliche Detailstufe hat Ihre Reize und eigene Schönheit aber ich persönlich strebe die höchstmögliche realistische Stufe an.
Eine entzückende Zeichnung eines Hundes von Karen Gillies. Unterschiedliche Tonhöhen definieren die Körperform und leiten die Augen des Betrachters auf den Hauptblickpunkt die Augen. Die Künstlerin hat hier die Haare nur wenig detailliert ausgeformt.
Meine Zeichnung eines Hundes nutzt die Haare als Seele, also als Mittel um die dreidimensionale Form des Körpers darzustellen. Hier wurden die Augen bewusst ganz weiß gelassen um die Aufmerksamkeit des Betrachters in diese Richtung zu lenken.
Die Illustration (oben links) zeigt eine das ganze Bild durchziehende Schattierung um eine einziges dreidimensionales Objekt darzustellen, es gibt hier eigentlich keine Oberflächentextur nur ein Schema von Tonhöhen. Es wird hauptsächlich auf die darunterliegende Form wertgelegt, der Eindruck, dass Haare vorhanden sind entsteht im Kopf des Betrachters.
In der Zeichnung (oben links) habe ich hauptsächlich lokal schattiert also die Reflexion jedes einzelnen Haares oder jeder Locke berechnet. Es existiert keine bildübergreifende Schattierung aber die einzelnen lokalen Schatten sind in Tonhöhe und Form aufeinander abgestimmt. Hier wurde hauptsächlich auf die äußere Erscheinung wertgelegt. Die dreidimensionale Form wird nur durch die Haare, die Textur und die Highlights auf deren Oberfläche definiert.
Es ist nicht alles Schwarz und Weiß
Wenn alles Schwarz wirklich Schwarz wäre und alles Weiß reines Weiß wäre, würden wir nichts sehen können außer flachen leblosen Formen mit scharfen Kanten. Aber nichts im Leben ist so einfach – in der Realität kommen auch die Reflexionen und Absorbation als wichtiger Teil des Sehens hinzu. Es sind die Glanzlichter und Schatten auf dem glänzenden Mantel eines Schwarzen Labradors die uns die Form des Hundes verraten, die darunterliegende Struktur können wir nie sehen. Die Haare oder das Fell definieren uns optisch die dreidimensionale Form, das Gleiche gilt für einen weißen Pudel, nur dass die Verhältnisse hier umgekehrt sind, die Schatten spielen eine größere Rolle als die Glanzlichter.
Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt der im Zeichenprozess für beide gilt….
Ein Bleistiftstrich ist kein Haar
Ich kann es nicht oft genug sagen –Bleistifte zeichnen keine Haare. Bleistiftstriche definieren nur die Position und Form der Haare. Nun das ist vielleicht ein wenig zu einfach es gibt auch die Ausnahme des dunklen Haares welches einen Büschel weißer Haare überlagert oder Bleistiftstriche die Tonhöhen erzeugen, doch im Regelfall stellt ein Bleistiftstrich kein Haar dar sondern formt den Bereich zwischen den Haaren.
Negativ und Positiv…
Haare werden hauptsächlich durch negatives Zeichnen erzeugt (Siehe Artikel Negatives Zeichnen oder Malen) Jede Art muss auch erst einzeln verstanden sein bevor man sie sinnvoll realistisch kombinieren kann.
Wie ich bereits oben erklärt habe sehen wir schwarze Haare hauptsächlich durch die Glanzlichter darauf und weiße Haare werden durch Ihre Schatten umrandet. In beiden Fällen werden die Haare sichtbar durch Ihre „negativen“ Eigenschaften. In der Praxis erschaffen Sie nicht die Haare sondern Ihre Schatten oder Glanzlichter. Für schwarze Haare reichen die Glanzlichter von strahlendem Weiß bis zu einer Serie dunklerer Grautöne aber natürlich nicht zu schwarz , die dunkelsten Töne müssen für die positiven Schatten aufgehoben werden, die die Ränder definieren, auch nicht für die Haare selbst.
Das ist der Schlüssel zum Negativen Zeichnen ,die Technik ,die Sie beim Arbeiten erlernen müssen ist, Ihre gesamte Aufmerksamkeit nicht auf die Objekte welche Sie zeichnen möchten sondern die Räume dazwischen zu richten. Wie bei der Aquarellmalerei ist das einzige Weiß, dass dem Zeichner zur Verfügung steht das weiße Papier. Um eine weiße Linie zu zeichnen müssen Sie also diese mit dunklen Tönen umrahmen. Die Linien an sich, haben also keine Bedeutung sondern der Raum zwischen Ihnen.
Sind das Schwarze Linien auf Weiß oder weiße auf Schwarz?
Wenn es schwarze Linien auf weißem Papier sind, dann stellen die Linien positive Markierungen dar.
Weiße Linien auf schwarz?
Es scheint so weil das schwarz die Ränder definiert. Das Schwarz wurde nur gezeichnet um das Weiß zu erzeugen; das ist Negatives Zeichnen.
Die Blätter hier sind ein Beispiel einer positiven Zeichnung, die Bleistiftstriche stellen die dominanten Markierungen dar.
Ein Beispiel von Negativem Zeichnen. Die Bleistiftlinien dienen nur dazu die dominanten weißen Haare zu definieren.
Eine Kombination – die positive gezeichneten Schatten werden oben und unten durch die negative gezeichnete Bereiche erweitert.
Wie wird das erreicht?
Wann immer möglich würde ich von dunkel nach hell arbeiten, Aus praktische Sicht ist es leichter. Das macht es mir möglich in zwei Richtungen zu arbeiten wie ich es hier zeigen werde. Ich kann in eine Richtung arbeiten und dann zurückkehren und entgegengesetzt weitermachen. Das Ohr hier oben rechts ist das linke Ohr eines schönen Border Collies. Ich würde diesen Bereich in vier Schritten herstellen…
Schritt 1: Nachdem ich meinen schwarzen Schattenbereich gefunden hab aus dem ich arbeiten möchte, wird dieser grob angelegt und die oberen Ränder vorsichtig in den Bereich darüber erweitert um die helleren Haare zu formen. Denken Sie daran ich zeichne hier die Schatten zwischen den Haaren, die weißen Haare bleiben bis zum nächsten Schritt weiß.
Schritt 2: Ich arbeite wieder von aus dem dunklen in den hellen Bereich, das Ohr wird wieder in den Schatten gelegt. Das ist Negatives Zeichnen, ich zeichne immer nur den Bereich zwischen den Haaren, nie die Haare selbst. Wenn die Haare definiert sind, werden Töne aufgelegt um die dreidimensionale Form darzustellen. Die Beleuchtung wird Stück für Stück korrigiert um sich an die richtige dreidimensionale Form heranzutasten.
Schritt 3: Ich beginne wieder am dunklen Schatten und erweitere ihn in den Bereich darunter. Wenn einige der weißen Haare umgekehrt in den Schatten verlängert werden müssen, können Sie das mit Knetradierer oder einem Radierstift erzeugen. Eine Linie aus dem Schatten ausradiert und in den hellen Bereich darunter verlängert ergibt wieder ein Haar.
Schritt 4: Die negativ gezeichneten Glanzlichter werden abgeschlossen, in dem man die äußeren Linien verbindet. Das formt jetzt eine positive Linie, die das Ende jedes Haares definiert.
Abschlussbetrachtung…
Arbeiten Sie immer nur an einem kleinen Bereich des Bildes, so lässt sich die Arbeit physisch und psychisch besser kontrollieren. Versuchen Sie nicht am ganzen Bild gleichzeitig zu arbeiten oder ganze Bereiche mit einem Ton zu füllen. Ja ich weiß Ihr Bild würde dadurch schnell fertiger aussehen und vielleicht denken Sie, dass es Ihnen hilft die Form aufzubauen aber beachten Sie, dass die Glanzlichter, die vielleicht später erzeugt werden sollen, dann nicht mehr ausradiert werden können, was den Verlust von Leben und Tonhöhe zur Folge hätte.
Entscheiden Sie sich für die Richtung des Lichteinfalls, bestimmen Sie die Position jedes einzelnen Haares und passen Sie die Beleuchtung jeweils an. Definieren Sie die Haare einzeln und legen Sie die Töne lokal an. Das erhöht die realistische Wirkung gegenüber einer globalen Tönung.
Der Zeichner Mike SibleyHomepage des Künstlers: http://www.sibleyfineart.com
Mikes Kunstwerke finden sich in den verschiedensten Sammlungen in den USA, Australien und Skandinavien. Seine erste Ausgabe limitierter Drucke war schon nach 3 Stunden ausverkauft. Er nimmt nur noch selten Aufträge an da schon eine lange Warteliste besteht. …bis 1965 Ab 1966 studiert Mike am Manchester College of Art & Design und wird mit den verschiedensten Materialien und Techniken vertraut. Er wendet sich zwischenzeitlich Bildhauerei und auch zeitweise der Musik zu findet aber schnell zu seinen Monochromen Zeichnungen zurück. 1979 Hauptsächlich durch Initiative seiner Frau Jenny entsteht eine erste Serie Kunstdrucke mit Hundemotiven, ab hier beginnt eine Erfolgsgeschichte… Bis zum heutigen Tage sind unzählige weitere Werke entstanden , von vielen sind Kunstdrucke erhältlich , Mike gibt etliche Kurse und unterrichtet um sein Wissen weiter zu geben, wir danken Ihm recht herzlich, dass er uns diese Auszüge aus seinen Büchern zur Verfügung stellt. Homepage des Künstlers: http://www.sibleyfineart.com |