Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
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Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen – Stillleben in Altmeisterlicher Maltechnik mit Untermalung und Lasuren -Anleitung von William F. Martin
Als 100. Anleitung welche auf unserem Portal veröffentlicht wird, freuen wir uns ganz besonders darüber, diese intensive ausführliche Demonstration eines Stilllebens in altmeisterlicher Malerei mit Untermalung und verschiedenen Farblasuren von William Martin anbieten zu können. Wir wünschen viel Freude beim Lesen und viel Spaß beim Nachmalen!
Palette(in Reihenfolge der Anwendung im Bild)Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
Grisaille Untermalung:
Umbra natur
Elfenbein Schwarz
Weiß
Farblasuren
Ultramarine Blau
Preußisch Blau
Phtalo Blau
Umbra gebrannt
Cadmium Rot dunkel
Cadmium Rot hell
Cadmium Gelb hell
Bleiweiß
Mischweiß(Titan-Zink)
Winsor & Newton Permanent Rose(502 Magenta)
Winsor & Newton Transparent Gelb(653)
Krapplack/Krapprosa
Verwendete Pinsel für Ölfarben: Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
Von links nach rechts : 3/4″ Loew Cornell Flachpinsel, #10 Loew Cornell Katzenzunge, zwei #6 Lowe Cornell Katzenzungen (einer hat einen kurzen einer einen langen Stiel), #0 Loew Cornell Linienzieher.
Zum genauen Material der Pinsel kann ich Ihnen leider nichts sagen, auf jeden Fall empfehle ich Rotmarder oder Synthetik in ähnlichen Eigenschaften. Die meisten Bürstenpinsel hinterlassen zu starke Pinselspuren darum eignen sich für diese Technik hauptsächlich die weicheren Pinsel.
Das verwendete Malmedium basiert hauptsächlich auf Leinöl in drei verschiedenen Mischungen: Eine magere für die Untermalung, eine mittlere für die Zwischenschichten, und eine fette für die abschließende Deckschicht.
Ich habe mir eine Liste dieser Mischungen geschrieben und an meine Staffelei geheftet. Ich vergesse die Rezepturen auch von Zeit zu Zeit darum hier die Rezepturenliste auch für Sie:
MAGER:
5 Teile Terpentin oder Lavendelöl
1 Teil Damar Firnis oder Venedig Terpentin
1 Teil Standöl
MEDIUM:
2 Teile Terpentin oder Lavendelöl
2 Teile Damar Firnis oder Venedig Terpentin
1 Teil Leinöl
FETT:
2 Teile Terpentin oder Lavendelöl
1 Teil Damar Firnis oder Venedig Terpentin
2 Teile sonnengedicktes Leinöl
Für das Malen der Grisaille Untermalung würde ich die magere Mixtur verwenden, sie enthält am wenigsten Leinöl (den fetten Bestandteil). Für die Zwischenschichten ist die mittlere Mixtur angebracht, und für die letzten oberen Schichten eignet sich die fette Mischung am besten. Verstehen Sie jedoch, dass auch wenn die goldene Regel heißt „Fett über Mager“ ist es nicht falsch „Mager über Mager“ zu malen oder „Fett über Fett“. Dadurch werden die Trockenzeiten der einzelnen Schichten zueinander ebenfalls kompatibel gehalten. Wir möchten keine schnell trocknenden Malmedien über langsam trocknende auftragen, weil die oberen Schickten sonst reißen und brechen würden.
Beachten Sie, dass ich als empfohlenes Lösungsmittel Terpentin oder Lavendelöl angegeben habe. Ich verwende beide. Das Lavendelöl ist das aggressivere Lösungsmittel als Terpentin. Es richt gut und wenn Sie etwas suchen, was sich stärker in die vorhergehende Schicht „beißt“ ist es die richtige Wahl. Verwechseln Sie es nicht mit Leinöl. Das Lavendelöl ist kein Ersatz für das Leinöl, es ist eine Verdünnung ähnlich Terpentin auch wenn es Öl heißt ist es kein Öl.
Viele Künstler verwenden Damar Firnis als Harz in der Mischung, andere halten das für keine gute Idee wegen der Vergilbung. Ich habe es viele Jahre lang verwendet, und in letzter Zeit gute Erfahrungen mit Venedig Terpentin gemacht. Auch wenn es den Namen Terpentin trägt, ist es mehr ein Harz oder Balsam denn ein Lösungsmittel. Es verbessert die Haftung zwischen den Schichten während man lasiert. Ich verwende es für dieses Bild da es sich in vielen vorhergehenden Werken bewährt hat.
Skizzieren: Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
Die Leinwand hat eine Größe von 20 x 25 cm.
Ich habe dieses Bild begonnen indem ich eine Skizze anhand eines Referenzfotos auf Transferpapier in genau der gleichen Größe der Leinwand anfertigte. Ich habe die Skizze auf eine weiße acrylgrundierte Leinwand übertragen. Ich habe dazu die Skizze mit einem Blatt Kohlepapier darunter mit Kreppband auf der Leinwand fixiert.
Mit einem Kugelschreiber habe ich die wichtigsten Linien der Skizze auf die Leinwand durchgedrückt. Für diejenigen von Ihnen die Angst haben die Kohleschicht könnte durch die Ölschichten durchbluten oder sich vermischen, empfehle ich, eine dünne Schicht Acryl Primer (Grubacher 525 Acrylgesso) über die durchgedrückte Zeichnung zu ziehen.
Diese dünne Acrylschicht lässt die übertragene Skizze durchscheinen und versiegelt sie gleichzeitig gegenüber den folgenden Ölschichten. Durch die Acrylfarbe kann die Kohleschicht nicht durchschlagen.
Grisaille Untermalung: Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
Meine Untermalung wird aus Umbra Natur und Elfenbeinschwarz hergestellt. Das Mischungsverhältnis ist ca. 1 zu 1, dann wird Weiß hinzugefügt um die verschiedenen Töne zu erzeugen.
Mit einem Palettenmesser mische ich die Farbe für die Untermalung mit Umbra natur und Elfenbeinschwarz zu gleichen Teilen an. Ich verwende das magere Malmittel in einem Palettenbecher und tupfe meinen Pinsel jedes Mal hinein bevor ich mit der Pinselspitze etwas Farbe aufnehme. Ich habe genügend Weiß hinzugefügt um die einzelnen Farbabstufungen zu erzeugen. Ich mische diese Abtönungen in dem ich die passende Menge der schwarzen Mischung mit einem Pinsel auf der Palette in Weiß einmische.
Außer der ersten Vormischung aus Umbra natur und Elfenbeinschwarz, welche ich mit einem Palettenmesser ausführe, mische ich die helleren Töne nicht vor, sondern verarbeite sie nach Bedarf mit einem Pinsel auf der Palette.
Diese Untermalung sollte in Form und Tonhöhe sehr exakt ausgeführt werden da sie die Basis – Struktur darstellt welche dann durch Lasuren nur eingetönt wird. Wenn Sie mehrere Sitzungen brauchen um die Untermalung weich, detailliert und akkurat auszuführen, dann tun sie das. Es gibt keinen Grund die Untermalung in einer oder zwei Sitzungen zu vollenden. Nehmen Sie sich soviel Zeit wie Sie brauchen und arbeiten so exakt wie möglich.
Erste Farbschicht lasieren: Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
Ich lasiere meine Farbschicht, als erstes überziehe ich die Untermalung meines Bildes mit Malmedium, in diesem Fall mit der mittleren Mischung. Ich trage eine dünne Schicht des Mediums auf und beginne dann meine Farben in diese Schicht zu malen. Ich wähle meine Farben anhand der Töne aus, die ich erzielen möchte, ohne die grundlegenden Transparenz oder Deckeigenschaften der Grundfarbe zu beachten. Ich trage die Farblasur so dünn auf, dass die Farbe virtuell transparent(oder durchleuchtend) wird.
Einige Künstler mögen vielleicht sagen, dass diese Lasurtechnik das Bild wie ein handkoloriertes Foto aussehen lässt. Vielleicht bin ich mit meiner klassischen Maltechnik in der Minderheit aber genau so muss das Bild aussehen wenn die ersten Lasuren angelegt sind.
Hier ist das Ergebnis der Untermalung mit einer dünnen Farblasur darüber gelegt.
Die zweite Farblasurschicht auftragen
Die zweite Farbschicht wird in gleicher Art wie die erste nur mit mehr Farbe in jedem Schritt aufgetragen.
Meine Palette hierfür besteht aus Ultramarine Blau, Preußisch Blau, Pthalo Blau, Umbra gebrannt, Cadmium Rot dunkel, Cadmium Rot hell, Cadmium Gelb hell, Bleiweiß.
Ein weiteres Mal überziehe ich die vorher getrocknete Schicht mit einer Lage Malmedium und male dann dünn mit der frischen Farbe in die Lage Malmedium. Halten Sie Pinselspuren so gering wie möglich. Verblenden Sie beim arbeiten immer wieder. Es gibt noch viel Zeit für pastöse Pinselspuren in den oberen Schichten aber noch nicht zu diesem Zeitpunkt.
Hier ist das Ergebnis nach der zweiten Schicht:
Die dritte farbige Schicht auftragen: Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
Für meine dritte Lasur-Schicht verwende ich Winsor & Newton Permanent Rose 503 (Magenta transparent) und mische mit Phtalo Blau oder Preußisch Blau für die Pflaumenfarbe. Das ergibt ein klares Purpur. Für die schattigeren Bereiche der Pflaume mische ich Cadmium Rot dunkel mit Preußisch Blau, und dies teilweise mit Gelb aufgefüllt. Das Hinzufügen von Gelb zu Purpur ergibt ein neutrales Schwarz.
Der grüne Stoff im Hintergrund wird in jeder Schicht durch eine Mischung aus Preußisch Blau und Cadmium Gelb hell dargestellt. Die dunklen Schatten der Falten bestehen aus Ultramarine Blau und Umbra gebrannt.
Winsor & Newton Transparent Gelb 653 wird für die hellen, gelben Flecken auf den Äpfeln verwendet. Dieses transparente Gelb erzeugt einen leuchtenden Gelbton wenn es mit Weiß gemischt wird. (Es MUSS für hellere Farben mit Weiß gemischt werden oder es sieht nach gar nichts aus). Das Rot der Äpfel wurde aus verschiedenen Mischungen von Cadmium Rot dunkel und Cadmium Rot hell komponiert, ein wenig Cadmium Gelb hell wird hier und da auch eingefügt.
Das Bleiweiß von Old Holland ist eine gute Wahl um viele dieser Farben einzutönen.
Der Prozess des Lasierens ist immer sehr erfreulich für mich da jede einzelne Schicht soviel mehr Farbe, Tiefe und Detail hinzufügt und kleine Korrekturen in jeder Schicht sehr leicht gemacht werden können. Zum Beispiel korrigiere ich mit jeder Schicht die äußere Form der Äpfel ein wenig.
Hier ist das Ergebnis der dritten Lasur:
Die vierte Lasur: Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
An diesem Punkt füge ich meiner Palette eine neue Farbe hinzu. Ich habe während ich an den ersten Lasurschichten gearbeitet habe festgestellt, dass die Rottöne der Äpfel zwangsläufig ein etwas mehr rubinfarben Anschein bräuchten, zumindest in einigen Schlüsselbereichen. Die Cadmium Rot Farben haben das noch nicht richtig ergeben, sie sind mehr orange-lastig wenn das Cadmium Rot hell verwendet wird und zu dunkel und dreckig wenn das Cadmium Rot dunkel verwendet wird.
Die Farbe, die ich für diese Töne auf den Äpfeln anwende ist Krapprosa. Ich habe es lange nicht verwendet, aber für dieses Bild scheint es richtig zu sein. Dieser Farbton an sich oder auf der Leinwand in die anderen Rot/Gelbtöne der Äpfel gemischt funktioniert sehr gut um das Apfelrot zu erzeugen nach dem ich gesucht habe.
Ich lasiere einfach Farbe über Farbe, sehr dünn ohne Berücksichtigung der grundlegenden Transparenzeigenschaften der Farbstoffe. Es ist der sehr dünne Auftrag der die Farbe transparent macht. Jede Schicht scheint sich optisch mit den Schichten darunter zu verwischen und verschmelzen und damit eine intensive Tiefe und Detailreichtum erzeugen.
Ich benutze einen sehr feinen Pinsel für die Details der Äpfel, Ich denke es ist ein Linienzieher der Größe 0 von Loew/Cornell.
Im Zuge des Aufbaus der einzelnen Schichten werden einige Bereiche mehr undurchsichtig, das sind weitestgehend die Glanzlichter und helleren Farbtöne. Das ist das schöne, es gibt keine Regeln die bestimmen, dass jede Schicht vollständig transparent sein müsste. Die Farbe selbst baut ihre Deckkraft während der Anwendung auf, je mehr der letzten Schichten aufgetragen werden.
Hier ist die vierte Schicht Lasur die ich für dieses Bild angefertigt habe:
Den Hintergrund lasieren: Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
Der gesamte Hintergrund hat noch eine weitere Lasur erhalten, ebenfalls wurden Teile der Äpfel und die Pflaume noch mal überarbeitet. Das ist der Punkt an dem man beginnt die Farbe mehr deckend aufzutragen. Man baut die Schatten wieder auf, arbeitet weiter an den Glanzlichtern und Details im Bild. Wenn einige der Formen noch nicht zufriedenstellend sind ist das jetzt der letzte Zeitpunkt dies zu korrigieren und die Illusion von Realismus noch weiter zu erhöhen. Die Tiefe der Farbtöne und Form entwickeln sich von Farbschicht zu Farbschicht weiter.
So realistisch die Pflaume vielleicht in der ersten oder zweiten Farbschicht schon gewirkt habe möge, erhöht der kontinuierliche Aufbau von Lasuren den Farbreichtum um ein Vielfaches da diese Schichten sich mit den darunterliegenden verbinden und so eine perfekte Illusion erschaffen.
Letzte Schritte: Malen mit Ölfarben, Realistisch Früchte malen
Ab diesem Punkt arbeite ich mit dem Malmedium nicht mehr in der Weise wie bei den Zwischenschichten, ich trage das Medium nicht mehr direkt auf die getrocknete Oberfläche auf, sondern tupfe eine kleine Menge Medium aus dem Behälter und mische es mit der Farbe die aufgemalt werden soll.
Beachten Sie dass ich noch mal minimal Kontraständerungen und Detailarbeiten an der Pflaume durchgeführt habe. Viele dieser Arbeiten sind in ihrer Natur fast mikroskopisch. Das Geheimnis wenn es denn an diesem Punkt eines ist, stellt das sehr vorsichtige und sorgfältige Arbeiten dar. Seien Sie sehr behutsam beim Mischen des exakten Farbtons auf der Palette und breiten auch hier nur in dünner Schicht die Farbe auf dem Bild aus. Der Gedanke dabei ist, das existierende Werk nur noch ganz leicht zu korrigieren ohne drastische Änderungen an der Erscheinung vorzunehmen. Eines meiner Ziele war diesen staubigen Nebel auf der Pflaume zu erzeugen der häufig zu sehen ist wenn die Pflaume frisch geerntet und noch nicht gewaschen wurde.
Obwohl ich hauptsächlich während des Aufbaus der Lasuren Old Holland Blei+Zinkweiß verwende da es eine durchscheinendere Wirkung hat und sich leicht verblenden lässt, arbeite ich jetzt mit Mischweiß (Titan und Zink). Dieser Farbstoff ist wesentlich deckender und funktioniert gut für strahlende Glanzlichter und zum Mischen von undurchsichtigen hellen Tönen.
Auch wenn es sehr schwer ist auf dem Foto die kleinen Änderungen zu erkennen, beachten Sie, dass ich noch an den folgenden Bereichen gearbeitet habe: Pflaume, Äpfel ,helle Glanzlichter, Verblenden der Glanzlichter und Einfügen der selbigen in einigen Schlüsselbereichen des Hintergrundes.
Als letztes wird das Bild signiert. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis nach den etlichen Lasuren. Nach meinen Aufzeichnungen habe ich für das ganze Bild ca. 18 Arbeitsstunden gebraucht.
Vielen Dank, dass Sie mich bei diesem Bild begleitet haben. Ich hoffe Ihr Interesse an dieser speziellen Maltechnik geweckt zu haben und wünsche Ihnen ebenfalls viel Freude beim Malen.
Der Maler William F. MartinWilliam F. Martin lebt und arbeitet in Glendale, Arizona und den Vereinigten Staaten. Er ist bekannt für seine ausgefeilte Lasurtechnik mit Ölfarben, arbeitet aber auch mit Aquarellfarben. Er ist seit über 25 Jahren als Künstler tätig. Da er beruflich im Bereich Drucktechnik tätig war verfügt er über ein hohes Wissen bezüglich der Farbtöne ,Farbstoffe und chemischen als auch physikalischen Zusammensetzung der Ölfarben und Pigmente was sich in der hochwertigen sehr durchdachten Ausführung seiner Werke widerspiegelt. William hat Farbtheorie an der Arizona State University unterrichtet und gibt Kurse in Einrichtungen seiner Heimatstadt sowie privaten Malunterricht. Homepage des Künstlers: http://www.wfmartin.com/ |